2| Wem danken, an wen denken?

Seit Ausbruch der Pandemie fanden sich sehr schnell Plakate verschiedener Firmen und Dienstleister, die sie kommentierten. Hier haben wir ein Exemplar der Diakonie. „Unerhört“ ist ihre neueste Kampagne und schon vor Corona gelauncht worden. Die übrigen Plakate titeln so auch meist „UNERHÖRT!“ statt wie hier „DANKE!“. Das legt nahe, dass es sich hierbei um ein pandemiespezifisches Plakat handelt. Es würde sich also zu Covid-bewussten Werbemaßnahmen anderer Unternehmen gesellen – und zum nachbarschaftlichen Klatschen, wo auch immer das hin ist. Die Diakonie möchte hier den „Alltagshelden“ danken und sie benutzt dafür das Format der Kampagne. Warum aber, so stellt sich doch die Frage, nutzt sie dann nicht auch den Platz des Plakats aus, um das Wort zu gendern? Vor dem Hintergrund des medialen Diskurses, der über die Berufe geführt wird, die „den Laden am Laufen halten“ (A. Merkel, TV-Ansprache, 18.3.2020), müsste ja zumindest darüber nachgedacht worden sein, hier nicht das generische Maskulinum anzuwenden. Wäre es nicht deshalb auch noch ein sensibleres Dankeschön, wenn man es also den „Alltagsheld*innen“ sagen würde? Ließe sich damit im Vorbeigehen nicht viel leichter an die vorwiegend weiblichen* Beschäftigten in solchen Berufen denken, die nicht ins Homeoffice verlegt werden können? Ich werde mich auch hier direkt an die Diakonie wenden und die Antwort hier einstellen.

Eine halbe Woche nach meiner Anfrage antwortete die Kampagnenreferentin der Diakonie wie folgt:

[…] Die Diakonie setzt sich für die Genderschreibweise ein und diese auch in ihrer täglichen Arbeit um. Leider lässt es sich nicht in allen Bereichen konsequent nachverfolgen. Wir hatten im Team darüber diskutiert, ob wir bei den Dankes-Plakaten die Genderschreibweise berücksichtigen. Da die Dankes-Plakate Teil der Unerhört! Kampagne sind, haben wir uns dazu entschlossen, die einheitliche Schreibweise der Kampagne fortzusetzen. 
Ich persönlich halte es besonders in der Außenwerbung für schwierig, die Genderschreibweise konsequent umzusetzen. Plakate werden flüchtig wahrgenommen und je länger die Slogans sind, desto weniger bleibt beim Betrachter*in haften. 
Es ist jedes Mal eine individuelle Abwägung, die wir treffen. Und es ist nicht ganz einfach.

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